1. Die Unterschiede zwischen Kurztherapie und Langzeittherapie

Die Spezialdomäne der Hypnotherapie ist zu Recht die effiziente Kurztherapie.

Dies liegt daran, dass mit Hypnosetherapie als tiefgreifendem tiefenpsychologischem Verfahren die Chance besteht, dass schnellere und nachhaltigere Ergebnisse erzielt werden als bei gesprächsbasierten Verfahren und Therapieverfahren, die nicht mit Trance-Zuständen arbeiten und/oder nicht ursachenorientiert vorgehen.

Für eine Hypnose-Kurztherapie sprechen Kostenersparnis, Zeitersparnis, Nebenwirkungsfreiheit, Nachhaltigkeit und hohe Effizienz.

Für eine Kurztherapie sollten die folgende Punkte gegeben sein:

  • Bereitschaft, sich tiefergehend mit der Erkrankung auseinanderzusetzen
  • Verständnis für die prozessuale Natur psychischer Heilungsprozesse; es geht, wie beim Lernen, nicht alles auf einmal!
  • Berücksichtigung der individuellen Entstehungsgeschichte und Relevanz einer jeder psychischen Erkrankung
  • Eigene Mitarbeit, übernahme von Verantwortung, die Therapeutin/der Therapeut wird nur als UnterstützerIn betrachtet
  • Gründliche Anamnese
  • Betrachtung der Bedeutung der Erkrankung für die eigene Weiterentwicklung
  • Berücksichtigung des Aspektes der möglichen Schutzfunktion der Erkrankung
  • Geduld mit sich selbst, keine Überforderung.

Was Kurztherapie ist, ist Definitionssache. In der Hypnotherapie wird eine Therapie zumeist dann als Kurztherapie bezeichnet, wenn sie nicht viel mehr als eine, zwei oder drei Sitzungen umfasst. Alles darüber Hinausgehende ist Langzeittherapie. Eine Therapie, die sich über mehrere Monate oder Jahre mit regelmäßiger Behandlung erstreckt, ist in jedem Fall eine Langzeittherapie.

Man kann die Abgrenzung der beiden Begriffe “Kurztherapie” und “Langzeittherapie” auch abhängig von der jeweiligen Erkrankung vornehmen. So kann es sein, dass man zehn Therapiesitzungen bei einer schweren Depression als “Kurztherapie” bezeichnet, wenn normalerweise eine mehrjährige Behandlung mit regelmäßigen Behandlungsterminen stattgefunden hätte. Bei Psychoanalyse stellen 10 oder 20 Sitzungen eine Kurztherapie dar, wenn die normale Länge der Therapie z.B. 180 Stunden umfasst.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Hypnosetherapie vielfach deutlich kürzere Behandlungszeiten möglich macht als sonstige Psychotherapie. Deshalb wird mit Hypnotherapie oft Kurztherapie assoziiert. Tatsächlich sehen Hypnotherapeuten die meisten Klienten zumeist nur einmal oder nur wenige Male, weil die Erkrankungen geheilt sind. Allerdings wird Hypnose bei schwereren psychischen Erkrankungen bisher eher selten eingesetzt.

2. Wann ist Hypnose-Kurztherapie angemessen?

Man kann zu Beginn einer psychotherapeutichen Behandlung auch nach ausführlicher Anamnese nie genau wissen, was psychisch hinter einer Erkrankung oder einem Unwohlsein steckt. Eine Regression kann auch dann tiefgreifende Heilungsergebnisse liefern, wenn gar keine erkennbaren Symptome vorgelegen haben und Hypnose z.B. nur aus Interesse ausprobiert wurde.

Die tatsächlich erforderliche Therapiedauer zeigt sich erst im Verlauf der Therapie. Mit einiger Erfahrung lässt sich die Therapiedauer jedoch ungefähr abschätzen.

Hypnotherapeutische Kurztherapie kommt tendenziell in den folgenden Fällen in Betracht:

  • Das Problem ist eng umrissen, die Ursache ist ungefähr bekannt, die Situation ist nicht extrem belastend
  • Es besteht nur eine leichte Problematik
  • Die Problematik ist möglichst spät im Leben über einen möglichst kurzen Zeitraum hinweg entstanden und dauert noch nicht lange an, keine Chronifizierung
  • Die Persönlichkeit ist stabil und stark
  • Es liegen keine Vorbelastungen, keine Vorerkrankungen und keine Komorbiditäten vor
  • Es hat bereits Therapie stattgefunden
  • Es ist abzusehen, dass die Störung as Problem ohne Symptomverschiebung, ohne Retraumatisierung und ohne Verschlimmerung heilbar ist
  • Die Therapie wirft keine Folgeprobleme auf, die nur im Rahmen einer vollständigen Psychotherapie behandelt werden können
  • Es erfolgt keine ursächliche Therapie, sondern lediglich eine stärkende ressourcenorientierte Intervention
  • Die Klientin/der Klient wünscht nur eine kleine Hilfestellung in einer leichten Problematik
  • Nachbehandlung ist nicht erforderlich.

Kurzzeit-Hypnotherapie ist anzusetzen, wenn mutmaßlich eine kleinere Blockade an einer einzelnen kleinen Stelle besteht. Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer engen Straße, auf der Steine liegen, die Sie an der Weiterfahrt hindern. Sie räumen die Steine ohne großen Aufwand aus dem Weg und fahren normal weiter. Oder Sie haben in Ihrer Wohnung ein defektes Türschloss, das Sie einfach austauschen. Danach kommen Sie wieder problemlos in Ihre Wohnung hinein und können abschließen.

Dieselben Ursachen können bei verschiedenen Menschen zu ganz unterschiedlicher Krankheitssymptomatik (Depression, Sucht, Essstörungen, Anpassungsstörung, dissoziative Störung u.v.m.) führen. Umgekehrt gilt, dass eine bestimmte Krankheitssymptomatik nicht automatisch auf einen Ursachentyp schließen lässt.

Anhand der Erkrankung, der Klienten- und der Kontextvariablen lässt sich mit einiger Erfahrung oft ungefähr, aber nie eindeutig abschätzen, ob eine Kurztherapie ausreicht.

Sollte sich während der Hypnose-Kurztherapie zeigen, dass die seelischen Probleme doch tiefgreifender sind, raten wir dringend zu einer vollständigen Psychotherapie, z.B. Verhaltenstherapie, in Kombination mit einzelnen hypnotherapeutischen Sitzungen.

Beispiel 1: Die Ursachen für psychogene Depression können ganz unterschiedlich sein. So können Verluste (z.B. Tod eines Angehörigen), soziale Konflikte, Naturkatastrophen, aber auch frühkindliche Traumatisierungen eine Depression auslösen. Erst der Therapieverlauf zeigt, was genau hinter der Erkrankung steckt.

Beispiel 2: Die Ursachen für Rauchen können sehr unterschiedlich sein. Oft sind Raucher körperlich und psychisch abhängig. Psychische Sucht stellt vielfach einen Schutz vor seelischer Verletzung dar. Dauerndes Rauchen lenkt dann von den eigentlichen psychischen Problemen ab. Seelische Verletzung kann auch hier wieder durch Verluste, soziale Konflikte, frühkindliche Traumatisierung und/oder vieles mehr verursacht sein. Unterbindet man bei Vorliegen tiefgreifender seelischer Konflikte das Suchtverhalten beim Rauchen durch Hypnose, ohne die eigentliche Suchtproblematik aufzulösen, kann dies zum Ausbruch von anderen Erkrankungen wie z.B. Depressionen, Angststörungen, Essstörungen führen. Die Krankheit sucht sich dann einen anderen Weg. Deshalb ist auch vor jeder Raucherentwöhnung eine ausführliche Anamnese erforderlich. Zudem ist darauf zu achten, dass auch bei der Raucherentwöhnung eine ursächliche Therapie erfolgt.

Bei jeder Erkrankung und Problematik ist der Kontext mitzuberücksichtigen. Bei Bedarf  ist eine komplette Psychotherapie zu empfehlen. Die passende Vorgehensweise zeigt sich immer erst im Verlauf der Therapie, sie ist individuell.

Wenn sich herausgestellt hat, dass eine Krankheit mit Kurzzeittherapie ursächlich und umfassend behandelt werden kann, ist Kurzzeittherapie indiziert. Langzeittherapie wäre in diesem Fall unnötig und unverantwortlich. Eine der Sorgfaltspflichten von TherapeutInnen besteht darin, die Behandlung nicht länger als nötig zu betreiben.

Die Therapeutin/der Therapeut verletzt ebenfalls seine Sorgfaltspflichten, wenn KlientInnen nicht umfassend über mögliche Folgen unangemessener Kurztherapie aufgeklärt werden.

3. Wann ist Hypnose-Langzeittherapie angemessen?

Seelische Prozesse benötigen ihre eigene Zeit. Es liegt in der Verantwortung der Therapeutin/des Therapeuten, an der richtigen Stelle anzusetzen und den Klienten in passenden Schritten durch den therapeutischen Prozess zu führen. Wie ein Lehrer an einer Schule oder Universität einen Lehrplan und Lehrkonzepte hat, so sollte ein Therapeut neben einer ausgeprägten Intuition auch Therapiekonzepte besitzen, damit jeder Schritt folgerichtig und logisch nachvollziehbar ist.

Die Seele kann nicht, wie manchmal der Körper, im Schnellverfahren “operiert” werden. Es gibt im Bereich psychischer Erkrankungen auch keine “Totaloperation”. Bei zu schnellem, überforderndem Vorgehen bei Kurzinterventionen können im Extremfall psychische Folgeerkrankungen wie z.B. Nervenzusammenbruch oder Depressionen entstehen. Deshalb ist vor jeder psychotherapeutischen Behandlung im Rahmen von einer gründlichen Anamnese  abzuschätzen, ob nicht eine komplette Psychotherapie, z.B. eine Verhaltenstherapie, mit hypnotherapeutischer Begleitung anzuraten ist.

Jede Seele benötigt individuell eine bestimmte Zeit zur Heilung. Man kann diesen individuellen Heilungsprozess weder beschleunigen noch gibt es Abkürzungen. Jeder Schritt muss behutsam durchlaufen und akzeptiert werden. Nur dann kann Integration stattfinden. Zwischen einzelnen Hypnose-Sitzungen können durchaus mal mehrere Wochen vergehen. In anderen Situationen kann hochfrequente Hypnotherapie Methode der Wahl sein. Sollten nach einer Behandlung Probleme auftauchen, sollte die Therapeutin/der Therapeut sofort als AnsprechpartnerIn zur Verfügung stehen. Dies gilt selbstverständlich auch für jede Form von Kurztherapie.

Wenn TherapeutInnen den Eindruck erwecken, sie könnten sämtliche Erkrankungen in kürzester Zeit (mit Kurztherapien) heilen, machen Sie ganz sicher falsche Versprechungen. Seien Sie in diesem Fall vorsichtig, und wechseln Sie besser die Therapeutin/den Therapeuten. Hören Sie bei der Wahl Ihrer Therapeutin/Ihres Therapeuten auf Ihr Bauchgefühl. Achten Sie darauf, dass die Chemie stimmt. Drängen Sie Ihrerseits nicht zu sehr auf bestimmte Ergebnisse. Es wird sich nur das verändern, was Sie wirklich zulassen können und für was die Zeit reif ist.

Stellen Sie sich eine Zwiebel vor, die von innen teilweise gefault ist, die Sie aber im Frühling im Garten unbedingt einpflanzen möchten. Was werden Sie tun? Sie werden vorsichtig versuchen, die Zwiebel anzubohren und die gefaulten Schichten eine nach der anderen sorgfältig zu entfernen. So muss auch Psychotherapie alle erkrankten Bereiche der Seele finden und Störungen in der richtigen Reihenfolge Schicht für Schicht beseitigen.

Nur wenn Sie vorsichtig in die Tiefe bohren, werden Sie an die tieferliegenden Schichten der Zwiebel überhaupt herankommen. Es wird wenig hilfreich sein, die in der Mitte angefaulte Zwiebel nur von außen zu waschen. Zudem werden Sie geeignete Werkzeuge wählen, je nach dem wo sich die faule Stelle befindet. Keineswegs werden Sie einfach drauflos arbeiten und von außen Schicht für Schicht entfernen, denn damit würden Sie die Zwiebel möglicherweise zerstören.

Entsprechend können bei tiefsitzenden seelischen Problemen tiefenpsychologische Therapieformen wie Hypnosetherapie besonders hilfreich sein. Mit der hypnotherapeutischen Regression landen Sie punktgenau und vollkommen ohne Nebenwirkungen direkt beim seelischen Problem.

Die Möglichkeiten und die Bereitschaft von KlientInnen, sich auf Hypnotherapie einzulassen und tief zu gehen, sind individuell und auch krankheitsabhängig unterschiedlich. Jede Seele gibt die Tiefe der aktuell möglichen und sinnvollen therapeutischen Behandlung, die Dauer und die Reihenfolge der Schritte selbst vor. Steht bei bestimmte Themen noch noch keine Auflösung an, wird die Klientin/der Klient hierzu ganz von selbst keine inneren Bilder produzieren können. Das Unterbewusstsein bestimmt jederzeit selbst, wie weit es sich öffnen will. Zudem kann Hypnose in allen Trance- und Bewusstseinsstufen stufen wirksam sein.

Wenn sich die Seele gegen jede Form von Psychotherapie Hypnose wehrt, hat das oft seinen Grund darin, dass sie die Krankheit als Schutzmechanismus noch immer benötigt. Dann ist ein noch langsameres Vorgehen gefragt. Die Seele muss selbst entscheiden, ob und wann sie den Schutz, der vielleicht in der Kindheit überlebenswichtig war, in der Gegenwart aufgeben kann und will. Jede Form von Druck – seitens der Klientin/des Klienten oder seitens der Therapeutin/des Therapeuten – wäre in diesem Fall kontraproduktiv und kann zur Retraumatisierung führen. Kurztherapie ist hier kontraindiziert.

Faktoren, von denen die erfordeliche Dauer einer Hypnotherapie mit abhängt:

  • Art und Schwere der Erkrankung(en)
  • Vorliegen von Komorbiditäten
  • Individuelle Verarbeitungsmöglichkeiten der Klientin/des Klienten
  • Offenheit und Vertrauen der Klientin/des Klienten
  • Kontext (Angehörige, Unterstützung Dritter beim Heilungsprozess)
  • Wissen des Klienten über die Kankheit und über Heilungsprozesse
  • Umgang des Klienten mit Konflikten.

Langzeittherapie ist auch zu empfehlen, wenn KlientInnen kontinuierlich, ggf. lebenslang, an sich selbst arbeiten möchten.

4. Kann bei Hypnosetherapie Erstverschlimmerung auftreten?

Bei jeder Psychotherapie kann, wie auch bei jeder körperlichen Therapie, eine Erstverschlimmerung auftreten. Erstverschlimmerung zeigt an, dass Selbstheilungskräfte aktiv sind. Auch Müdigkeit kann ein Zeichen für eine Erstverschlimmerung sein. Erstverschlimmerung ist immer als positives Zeichen zu werten. Sie liegt nur dann vor, wenn es anschließend zu einer Besserung kommt. Bei fachgerechter Hypnotherapie ist eine Erstverschlimmerung eher selten.

Wenn die Besserung nach einer anfänglichen Verschlimmerung der Symptomatik nach einer Therapiesitzung ausbleibt, so kann dies zur Symptomatik der Erkrankung gehören (Beispiel: fortschreitende Progredienz) oder aber durch einen Therapiefehler bedingt sein (zu schnelles Vorgehen, falsche Reihenfolge u.ä.).

 


QUELLENNACHWEIS:

Text: Kurztherapie contra Langzeittherapie
Autor: Dr. Ilona Hündgen, Hypnosis Center München, Integratives Hypnose-Therapiezentrum

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