“Transgenerationale Traumata” sind Traumatisierungen, die über mehrere Generationenen weitergegeben werden.

Diese Weitergabe geschieht nur zum Teil über bewusste Prozesse, z.B. über Erinnerungen, die traumatisierte Menschen von Geschehnissen haben und/oder über die sie berichten.

Wenn ehemals traumatisierte Menschen sämtliche Geschehnisse erinnern und über diese frei sprechen können, ist die Frage, ob das Erlebte überhaupt noch traumatisch oder bereits bearbeitet ist. Zur Bearbeitung von Traumatisierungen bedarf es nicht notwendig der Psychotherapie. Heilung leistet die Seele in vielen Fällen auch allein, z.B. im Schlaf. Insofern steckt hinter dem Sprichwort “Die Zeilt heilt alle Wunden” einige Wahrheit.

Jedoch heilt die Zeit keineswegs alle Wunden, und oft wollen und können Betroffene über Geschehenes lebenslang nicht sprechen.

Besonders erhebliche Probleme können entstehen, wenn die Traumatisierungen von den Betroffenen nicht erinnert werden, z.B. weil die Traumatisierten bei der Traumatisierung Kinder (insbesondere Babys im Mutterbauch, neugeborene Babys, Kleinstkinder oder sehr kleine Kinder) waren, deren kognitive Systeme im Traumatisierungszeitraum noch nicht so weit ausgebildet waren, dass sie das Erlebte verstandesmäßig verstehen und verarbeiten konnten.

Im 2. Weltkrieg, den ich hier nur beispielshaft für alle größeren Kriege anführe, wurde – neben den bereits älteren Kindern und Jugendlichen – in den Bombenkellern, unter direktem Beschuss, im Rahmen von Kriegsverbrechen, durch die Todesängste der Älteren, auch noch in der schweren Nachkriegszeit, eine ganze Generation von Babys und sehr jungen Kriegskindern schwer und schwerst traumatisiert.

Diese traumatisierten ehemaligen Kriegskinder erinnern, wenn sie im Mutterbauch, neugeborene Babies oder Kleinstkinder waren, die Traumatisierungen nicht und gingen/gehen deshalb als Erwachsene nur sehr selten in Psychotherapie. Oft sind dann erst die Kinder dieser Kriegskinder (= “Kriegsenkel”) in der Lage, die Traumatisierungen in ihren Familien aufzuarbeiten.

Die Ängste und angstvollen Erinnerungen an Erlebtes übertragen traumatisierte ehemalige Kriegskinder jedoch oftmals – zumeist vollkommen unbewusst – auf die Folgegeneration, nämlich auf ihre eigenen Kinder, die dadurch ihrerseits zu traumatisierten “Kriegsenkeln” werden. Forschungen zeigen, dass Traumatisierungen auf diese Weise über mehrere Generationen weitergegeben werden können.

Hierbei können nicht nur traumatisierte Eltern, sondern auch traumatisierte Großeltern, deren Vorfahren und alle anderen traumatisierten Menschen, mit denen die Kriegsenkel in Kontakt kommen, potentiell Traumatisierungen an die Kriegsenkel weitergeben, sondern Kriegsenkel können in vollständig traumatisierten Familien und eben in einer nahezu komplett traumatisierten Generation bzw. Gesellschaft aufwachsen.

Die Kriegsenkel können sich manche Härten und Verhaltensweisen der Eltern oft nicht erklären. Sie spüren jedoch von Beginn an tief in ihrem Inneren (und sind sich dessen viele Jahre lang auch ihrerseits nicht bewusst), dass ihre Eltern Probleme haben und an diesen leiden. Sie wollen den Eltern helfen und sind damit, allein schon angesichts der Tiefe der – ihnen unbekannten und selbst ihren Eltern nicht bewussten – Problematik, vollkommen überfordert.

Die traumatisierten Eltern (= die ehemaligen Kriegskinder) weisen demgegenüber jede eigene Betroffenheit und jede Verantwortung für Folgetraumatisierungen bei ihren Kindern von sich. Deshalb glauben viele Kriegsenkel lange Zeit, dass mit ihnen selbst etwas nicht in Ordnung sei. Vielfach geben sie die Schuld an bestehenden familiären Missständen sich selbst. Das kann den Selbstwert und das Selbstbewusstsein der Kriegsenkel beeinträchtigen.

Besonders irritierend und belastend für die Kriegsenkel ist die Diskrepanz zwischen ihrem Gefühl, dass etwas mit den Eltern nicht stimmt, und der oft resolut und ggf. entrüstet und ärgerlich abwehrenden Haltung der Eltern, die von einer Traumatisierung nichts wissen wollen, die ihre Familien für perfekt und vollkommen gesund halten und deren Unterbewusstsein die Traumatisierungen zum Selbstschutz unter allen Umständen, und erst recht Dritten gegenüber, unter komplettem Verschluss halten will. Nicht einmal sich selbst gegenüber gestehen sich die ehemaligen Kriegskinder ein, dass irgendetwas mit ihnen nicht stimmen könnte. Wie sollten sie auch, wenn sie von dem vergangenen Geschehen nichts wissen.

Hinzu kommt, dass die Bereitschaft der Kriegsenkel zur Aufarbeitung der familiären Traumatisierungen von den traumatisierten ehemaligen Kriegskindern als gefährlich empfunden und abgewehrt wird. Wer Familiengeheimnisse aufdeckt, wurde schon immer – zumindest unbewusst – kritisiert, angefeindet, gemobbt, vernichtet und/oder aus der Familie ausgeschlossen. So kann sich der Rest der Famile weiterhin in trügerischer Sicherheit wiegen, braucht sich mit nichts Schmerzhaftem zu konfrontieren und muss nichts ändern.

Für das Unterbewusstsein der traumatisierten ehemaligen Kriegskinder geht es auch im Erwachsenenalter immer noch um das Überleben, um Leben und Tod. Die Traumatisierungen, die oft durch Familien- und Gesellschaftsdramen mit zahlreichen Toten entstanden, leben in voller Blüte und vollständig unerkannt im Unterbewusstsein der Betroffenen weiter und schädigen Körper und Psyche.

Innerpsychisch sind traumatisierte ehemalige Kriegskinder auch als Erwachsene noch nicht in den heutigen Friedenszeiten angekommen. Sie sind dann möglicherweise aufgrund ihrer unerkannten Ängste überwach und übervorsichtig und wehren Neues im ersten Moment auffallend oft und schnell ab.

Ihre Kinder, die Kriegsenkel, leiden möglicherweise unter Albträumen von Krieg, Verfolgung, Bedrohung und Vernichtung, auch wenn sie nie selbst in Kriegsgeschehen involviert waren.

Kriegsenkel können das zusätzliche Problem haben, dass sie nicht gelernt haben, ihrer eigenen Wahrnehmung und ihrem eigenen Gefühl zu vertrauen. Sie wurden möglicherweise von ihren Eltern systematisch darin bestärkt, dass ihre Wahrnehmung der Realität und ihr Gefühl FALSCH sind und dass sie ihre Eltern und deren (traumabelastete) Situation nicht angemessen beurteilen.

Dies kann zusätzliche Traumatisierung bei den Kriegsenkeln zur Folge haben, denn niemand bestätigt die Kriegsenkel in dem, was sie wirklich fühlen und durch das schiefe Selbstbild ihrer Eltern erleiden. Die realen Probleme der Kriegsenkel, die vielfach eigentlich die Probleme der Eltern sind, werden schöngeredet. Aus der Sicht so mancher kriegstraumatisierter Eltern haben deren Kinder keine Probleme (zu haben), denn sie leben (vermeintlich) vergleichsweise sorglos im Paradies und im Schlaraffenland, da sie ja weder, wie ihre Eltern, im Krieg aufgewachsen sind noch die Nachkriegszeit miterlebt haben.

Die Position und Sichtweise der Kriegsenkel wird abgewertet, und die Eltern sind vorrangig mit sich selbst beschäftigt.

Kriegsenkel leben oftmals in einem Umfeld, in dem kaum einer oder niemand erkennt und würdigt, welche Lasten die Kriegsenkel – völlig unnötig und unerkannt – stellvertretend für ihre Eltern tragen und wie sehr die Kriegsenkel damit – oft bis zum körperlichen und psychischen Zusammenbruch (z.B. im Rahmen von Burnout) – manchmal überfordert sind.

Viele Kriegsenkel stehen mit ihrem Problem vollkommen allein da. Niemand kümmert sich um ihr Befinden, um ihre spezifischen Belastungen und um ihre Nöte. Auch spätere – oft jahrelange – gesundheitsbedingte berufliche Einbrüche werden den Kriegsenkeln selbst – anstatt den traumatisierten ehemaligen Kriegskindern bzw. den damaligen “schlimmen Kriegszeiten” – zugerechnet.

Eigentlich müssten die betroffenen Eltern – als traumatisierte ehemalige Kriegskinder – schnellstmöglich in Psychotherapien/Traumatherapien behandelt werden. Hier würden sie ihre eigene Traumatisierung bearbeiten und dann auch lernen, die Bedürfnisse ihrer – ggf. bereits folgetraumatisierten – Kinder wahrzunehmen und ihre Kinder so zu beachten, zu respektieren und zu unterstützen, wie Eltern es zum Wohl ihrer Kinder tun sollten.

Die destruktiven Energien leben in den Kriegsenkeln weiter. Sie können sich in zahlreichen und unterschiedlichsten Störungen – Angststörungen, Essstörungen, psychosomatischen Störungen (s. Psychosomatik), chronischen Erkrankungen, Erschöpfung, Burnout usw. – bis hin zu Krebserkrankungen (s. Krebs) äußern.

Sabine Bode hat in ihren Büchern “Kriegsenkel”, “die vergessene Generation” und “Nachkriegskinder” (ich empfehle die Buchlektüre in dieser Reihenfolge) in Reihenuntersuchungen herausgefunden, dass die traumatisierten Kriegsenkel – oft nach zunächst erfolgreich begonnenen Karrieren –  signifikant und auffallend häufig von plötzlichen Karriereeinbrüchen mit Burnout und anderen Erkrankungen betroffen sind.

Sabine Bode stellte zudem fest, dass sich betroffene Kriegsenkel in späteren Lebensjahren aufgrund ihrer – zumeist erst später auftretenden – Erkrankungen überdurchschnittlich oft in Psychotherapien befanden und noch befinden.

Der innere Stress überfordert das vegetative Nervensystem und kann auf Dauer in vielfacher Hinsicht krank machen.

Die Erkennung von transgenerationaler Traumatisierung dauert oft lange. Viele Betroffene haben jahrelange ergebnislose Arztbesuche hinter sich. Oft wird ihnen über viele Jahre hinweg nicht geglaubt, dass sie überhaupt krank sind.

Wurde transgenerationale Traumatisierung diagnostiziert, bedarf es zur Aufarbeitung oft mehrjähriger Psychotherapie mit starker Eigeninitiative der Betroffenen.

Weder in der Medizin noch in der Psychologie und/oder Psychotherapie gibt es für die mit transgenerationaler Traumatisierung verbundenen Störungen spezifische Therapien, und die Thematik ist insgesamt immer noch viel zu wenig bekannt.

Hypnosetherapie kann helfen, die Ursachen für die jeweiligen gesundheitlichen Irritationen, Erkrankungen und Symptome zu finden und die Traumatisierungen aufzulösen.

Aber auch Hypnosetherapie ist bei transgenerationaler Traumatisierung in der Regel kein Schnellzug. Die Seele braucht ihre Zeit, sie arbeitet in ihrem eigenen Tempo.

Je nach Art, Intensität, Umfang und Komplexität der Traumatisierungen kann der Therapieprozess ganz unterschiedlich ausfallen. Angehörige können in die Therapie mit einbezogen werden.

Traumarbeit, s. https://www.hypnosiscenter.de/traumarbeit/, kann den Betroffenen helfen, ihre innerhalb des Gesamtprozesses jeweils gerade aktuellen Themen zu erkennen und in die Psychotherapien einzubringen.

Zur Ermittlung der Traumatisierungen und Themen sowie zur Reflexion und Supervision hat sich darüber hinaus regelmäßige systemische Aufstellung bewährt.

 

Literatur:

– Wikipedia: Die Bücher von Sabine Bode (Kriegsenkel, Die vergessene Generation, Nachkriegskinder)
Sabine Bode: Wie können die Kriegsenkel das Trauma überwinden?
– Scherbensammlerin: Kriegskinder und Kriegsenkel
– Gedankenstreuner: Kriegsenkel – Die Erben der vergessenen Generation
– Knoch, Heike / Kurth, Winfried: Kriegsenkel – ein spätes Erwachen? Die Kinder der Kriegskinder aus Sicht der Psychohistorie. PDF-Datei
Vortrag von Dr. Udo Baer
– Dorothe Eisenstecken (Vortrag): Transgenerationale Weitergabe von Traumata. Die Folgen des 2. Weltkriegs aus Sicht der Kriegsenkel
– Wer zählt zu den Kriegsenkeln/Kriegskindern? (Info-Website)
Vererbte Wunden – Trauma im System
– Wikipedia: Kriegsenkel

 


QUELLENNACHWEIS:

Text: Traumatherapie: Transgenerationale Traumatisierung mit Hypnosetherapie behandeln
Autor: Dr. Ilona Hündgen, Hypnosis Center München, Integratives Hypnose-Therapiezentrum

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